Von frechen Tauben, Kommunismus, Cocktails und frischen Pommes – ein Wochenende in Krakau mit Radisson Blu

veröffentlicht in Polen Uncategorized am 24. Januar 2016

Ich muss gestehen, zu einem Urlaub in Polen stand ich immer zwiegespalten. Ich kann gar nicht genau sagen, warum. Vielleicht, weil es in der achten Klasse mal einen Austausch gab und ich nicht mit konnte. Vielleicht auch einfach, weil ich Polen als Reiseland nie wirklich auf dem Schirm hatte. Im November war ich nun für ein Wochenende in Krakau und ich muss sagen: ich würde es jederzeit wieder tun – wäre die Anreise aus Norddeutschland nicht so kompliziert und langwierig! Aber von Anfang an …

Für ein Wochenende war ich Gast des Radisson Blu Krakau. Ein wunderschönes Hotel mit 196 Zimmern im Herzen der zweitgrößten Stadt Polens. Es liegt ganz in der Nähe der Innenstadt und mit Blick auf die Burg Wawel. Während meines Aufenthaltes mit Tanja und Janett konnte ich nicht nur das Hotel sondern auch einige Teile der Stadt erkunden. Ein Wochenende reicht leider nicht, um alles zu sehen, aber zumindest genügend Zeit, um einen guten Eindruck von Krakau zu bekommen.


Da ich am Vorabend leider nicht rechtzeitig zum Surf&Turf Buffet da war, stieß ich am kommenden Morgen dazu und lernte alle Beteiligten kennen. Wir starteten direkt vom Hotel aus mit einer klassischen Stadtführung. Unser erster Stopp war der Innenhof einer Universität. Generell hat Krakau sehr viele staatliche und auch private Hochschulen, die zum Teil in atemberaubenden alten Gebäuden untergebracht sind. Weiter ging es zu den Tuchhallen. Eine großes Gebäude, in dem es früher Marktstände gab, an denen vielerlei Sachen gekauft werden konnten. Noch heute findet man hier Souveniers, Handgemachtes und allerlei Kleinkram.

Unter den Tuchhallen gibt es ein Museum, das wir ebenfalls besucht haben. Bei Ausgrabungen hat man alte Handelswege gefunden und auch die alten Handelsstände der Tuchhallen wurden gefunden. Diese kann man unter der Stadt betrachten. In dem Museum gibt es viele Originale Fundstücke und man bekommt sehr viel von der Geschichte der Stadt vermittelt. Einige Exponate sind auch interaktiv. Normalerweise bin ich kein Fan von Museen, dieses hat mir aber gut gefallen. Man bekommt viele Information und besonders in den kalten Monaten kann man hier sinnvoll seine Zeit verbringen, ohne draußen zu erfrieren.

Auf dem Platz, auf dem die Tuchhallen stehen, findet im Winter der jährliche Weihnachtsmarkt statt. Es gibt einige Ähnlichkeiten zu den deutschen Märkten, viel Handwerk und Essensstände, aber keinerlei Fahrgeschäfte oder Ähnliches. Wir haben auch regionale Spezialitäten probiert. Zum einen Frisches Brot mit Schmalz – das liebe ich auch in Deutschland – und zum anderen geräucherten und gegrillten Käse mit beeriger Sauce. Das Brot war wirklich unfassbar gut, wobei mir die deutschen sauren Gurken besser schmecken als die polnischen salzigen. Der Käse hingegen war nicht so meins. Es war mir einfach zu salzig. Die Sauce hingegen war unfassbar gut. Kurz nach dem Essen gab es einen kleinen Zwischenfall. Aus Hamburg bin ich es gewohnt, dass es viele Tauben gibt. Sie sind dort eher unscheinbar, in Krakau hingegen sind sie durchaus wie die deutschen Möwen an den Nordseeküsten. Es dauerte nicht lange, schon hatte ein Mann am benachbarten Stand, der ein Brot in der Hand hatte, eine Taube auf der Schulte. Ich gruselte mich ein bisschen und verfiel ein Stück weit in Panik. Naja. Und bei meinem Glück musste natürlich folgendes passieren: das Brot blieb meines und ich konnte es genüsslich essen, aber nicht, ohne einen Besucher auf meinem Kopf zu haben. Im Sturzflug setzte sie sich auf meinen Kopf und ich wedelte wild mit allen Gliedmaßen umher. Tauben kann ich seitdem irgendwie nicht mehr leiden.

Unser Weg führte uns dann weiter über die Stadtmauer durch die Innenstadt wieder zurück zum Platz. Wir waren außerdem in der Marienkirche und bei der Burg Wawel – unser letzter Stopp auf der Stadtführung, bevor es zur nächsten Führung ging, die aber ganz und gar nicht normal war.


Gegen Mittag ging es weiter mit einer Tour durch den kommunistischen Teil Krakaus Nowa Huta … und zwar mit zwei Trabbis. Das ganze ist ein Angebot von Crazy Guides. Wir hatten die Frührung mit zwei jungen Guides, beide unfassbar nett und grandios vorbereitet. Wir starteten unsere Tour mit den Trabbis und legten einen ersten Stopp in der Milchbar ein. Das ist ein kleines Restaurant am Rande Nowa Hutas, in der man typisch polnische Spezialitäten bekommt – ganz einfach, gute Portionen, ohne Schnickschnack und absolut authentisch. Die Gerichte kosten um die 3-4 Euro und schmecken richtig gut. Wir haben uns zu viert verschiedene Gerichte geteilt. Von Pirogi über Sauerkraut und Gulasch. Das Besondere an der Milchbar ist, dass morgens alles frisch gekocht und dann ausverkauft wird. Bedeutet, wenn es ein Gericht nicht mehr gibt, wird es einfach von der Karte genommen. Es gibt nur, was noch da ist. Ich fand es nicht nur lecker sondern auch absolut besonders. Es ist ein wahres Erlebnis. Man trifft dort jeden Typ von Menschen an. Mütter mit ihren Kindern, ältere alleinstehende Herren und junge Studenten. Ein absolutes Highlight war die authentische Dame hinter der Theke und die Tafel mit den Steckbuchstaben.

Bar Mleczny
Osiedle Teatralne 8
Krakau


Weiter ging es in eine kleine Wohnsiedlung. Die Häuser sehen alle sehr ähnlich und auch ein bisschen heruntergekommen aus. Alles wirkt sehr fad und eintönig – zumindest von außen. Wir wurden in eine Wohnung gebracht, die authentischer nicht sein könnte. Man fühlte sich regelrecht in die Vergangenheit versetzt. Alte Verpackungen und Möbel, viele Töpfe auf dem Herd, eine durchgesessene Couch und Poster an den Wänden. Im alten Fernseher lief sogar ein Propagandafilm von damals in schwarz-weiß. Und zum Krönenden Abschluss gab es sogar einen Vodka mit Salzgurke … allerdings nicht für mich. Dann ging es noch zu der alten Metall-Fabrik Nowa Hutas, die ein ganzes Schienennetzwerk mit 400 km Länge auf ihrem Gelände hat und im Trabbi weiter zu einer weiteren Kneipe. Leider war an dem Tag geschlossene Gesellschaft, so dass wir da ebenfalls nur noch kurz einen Schnaps getrunken haben. Wir wurden dann gegen Abend am Hotel abgesetzt und ich war absolut platt von den vielen Eindrücken und auch ein bisschen von der Kälte. Ich ruhte mich noch etwas aus, schaute mir einen Film auf dem Zimmer an und aß mit den anderen zu Abend, bevor es noch einmal in die Stadt ging.

Auf dem Weihnachtsmarkt haben wir einen Glühwein getrunken – meiner Meinung nach ist der polnische Glühwein viel, viel besser als der deutsche. Viel fruchtiger und man schmeckt die verschiedene Gewürze besser raus. Außerdem hat er nicht so viel Säure. Ich habe mir direkt am nächsten Tag eine Flasche mitgenommen. Da man in Polen nicht in der Öffentlichkeit Alkohol trinken darf, mussten wir mit unseren Getränken auf dem Markt bleiben und sind erst anschließend weiter gezogen. Mit dem Taxi ging es ins jüdische Viertel. Ich kann euch nur empfehlen, mal ein Taxi zu nehmen. Davon abgesehen, dass es sehr preiswert ist, unterstützt man damit auch noch die Fahrer, die nicht wirklich viel verdienen.
Im jüdischen Viertel kann man wunderbar etwas trinken gehen. Abends sind dort viele junge Menschen unterwegs und das Stadtviertel lebt richtig auf. Wir haben uns für das Kolanko No. 6 entschieden. Ein uriges Café mit Vintagemöbeln und einer tollen Karte. Ich habe mich an dem Abend für Crêpes und einen Cocktail entschieden. Für zwei Crêpes zahlt man umgerechnet um die 4,50 Euro, für den Cocktail ca. 3 Euro. Sollte ich mal wieder in Krakau sein, werde ich auf jeden Fall dorthin gehen. Ich habe mich ein bisschen verliebt. Die Einrichtung hat ganz viel Charme, die Kellnerinnen sind super nett und die Speisen und Getränke sehr lecker und preiswert.

Kolanko No. 6
ul. Józefa 17
31-056 Krakau

Wir haben alle gemeinsam den Abend ausklingen lassen und ich war super happy. Die Gastfreundschaft der Polen ist nicht nur sehr kalorienreich sondern auch herzlich. Wir haben viel gelacht und erzählt, sind noch durch die Nacht getapert und haben einen kleinen Zwischenstopp bei einem Food Truck Market gemacht.


Dieser ist nur wenige Ecken von dem Restaurant entfernt an der Straßenecke Wąska/Świętego Wawrzyńca. Ich war zwar schon absolut vollgefressen, aber ich glaube, ich habe an diesem Abend die besten Pommes meines Lebens gegessen. Dazu gab es einen Tomaten-Mozzarella-Dip. Woah, war der gut! Sehr urig fand ich auch den Kaffeeverkauf aus dem Kofferraum eines Bullis und den großen englischen Bus, der als Food Truck diente.
Durch den anfangenden Schnee sind wir zurück durch die Stadt gelaufen, haben weiter erzählt und ich fand es wunderschön, Krakau ohne viele Touristen zu sehen und eine andere Seite kennenzulernen. Der Tag war einfach atemberaubend und ich habe sehr schöne Seiten der Stadt kennengelernt. Und ich würde jederzeit zurück kommen.

Wir waren eine tolle Gruppe und ich möchte mich ganz herzlich bei dem Team des Radissons, der Agentur und natürlich bei Janett und Tanja bedanken, die das Wochenende zu etwas ganz Besonderem gemacht haben. Krakau ist wirklich wundervoll und ich mag es sehr, dass man zwischen all den alten Gebäuden kaum neue, moderne Klötze findet. Alles ist noch ein bisschen wie früher und ich habe mich sehr wohl gefühlt.

*Ich war Gast des Radisson Blu Hotels Krakau. Alle meine Kosten wurden übernommen. Dies beeinträchtigt jedoch nicht meine eigene Meinung. Das Wochenende wird lange in meinem Herzen bleiben.

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2 Kommentare

  • Antworten Janett Schindler 24. Januar 2016 um 20:26

    Eine der schönsten Reisen des letzten Jahres. Es hat viel Spaß gemacht. Ich hab da noch so viel drüber zu berichten…

    Krakau ist voller toller Restaurants und Kneipen. Ich muss da noch mal hin, wenn das wetter besser ist 😀

  • Antworten Vom kommunistischen November und einer Zeitreise in Nova Huta 28. November 2018 um 10:53

    […] gibt euch noch ein paar Kulinariktipps für Krakau mit auf den […]

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