Jetzt ist es schon über ein Jahr her, dass ich in Peking war und es fühlt sich fast an wie gestern. Die größte Reise meines bisherigen Lebens hat sich in mein Herz gebrannt und auch, wenn es nun schon so lange her ist, möchte ich euch unbedingt noch davon erzählen. Ich habe damals so viele Bilder gemacht, so viel aufgenommen und mitgenommen, doch im Sommer kam es mir irgendwie albern vor, euch Winterbilder aus Asien zu zeigen. Ich habs euch ja aber damals versprochen und heute will ich mich an dem Thema versuchen. Als ich Ende Januar dort war, war das chinesische Neujahrsfest. Vorgestern endeten die traditionellen Feierlichkeiten für dieses Jahr mit dem Laternenfest und heute möchte ich euch von meinen Eindrücken erzählen.
Ich habe damals bewusst das Datum so gewählt, dass ich vor Chinese New Year nach Peking fliege, da in der Zeit vor dem Fest zumindest noch etwas los ist. Die Feierlichkeiten für das Neujahrsfest dauern mehrere Wochen an und es dauert immer, bis sich das alltägliche Leben wieder einpendelt. Viele Geschäfte haben in der Zeit geschlossen und als Touri bist du da etwas aufgeschmissen und kannst nur wenig erleben. Dementsprechend würde ich jedem, der über Chinese New Year nach China reisen will, empfehlen, die Tage davor zu nutzen und nach dem Fest wieder Heim zu fliegen. Wenn man jedoch die Gelegenheit hat, traditionell in einer Familie vor Ort zu feiern, sollte man das auf jeden Fall mitnehmen. Die Traditionen sind beeindruckend. Zum Beispiel besucht die Tochter einer Familie ihre Eltern mit der gesamten eigenen Familie am Neujahrstag und bringt Süßigkeiten als symbolisches Geschenk mit.
Das Datum des Festes variiert übrigens jedes Jahr und richtet sich nach dem zweiten Neumond nach der Wintersonnenwende. In seltenen Fällen auch nach dem dritten, da das Fest immer zwischen dem 21. Januar und dem 21. Februar stattfindet. 2019 wird am 5. Februar gefeiert.
Bereits ein paar Tage vor meiner Anreise bekam ich eine Nachricht von meinen Gastgebern, dass man die Vorbereitungen bereits merken würde. Die Fabriken in und um Peking wurden mit Anweisung von oben wohl abgestellt und die Luftwerte waren besser als man es gewohnt ist. Ich hatte wegen meines Asthmas schon Bedenken bezüglich der schlechten Luft, wurde jedoch eines Besseren belehrt. Man merkt, wie traditionell und wichtig das Fest für die Chinesen ist und so trägt auch die Regierung einen großen Anteil daran. Ebenso wurde der Feuerwerksverkauf stark eingeschränkt. Man bekommt Raketen und Böller dort nicht in Supermärkten und Geschäften, wie bei uns, sondern an kleinen Ständen auf den Straßen. Durch die Einschränkung habe ich davon jedoch nichts mitbekommen. In allen Straßen rund um meine Unterkunft gab es keinen einzigen Verkaufsstand. Auch so sollen die Feinstaubwerte reguliert werden.
Das chinesische Neujahrsfest endet zwei Wochen später mit dem Laternenfest. Ich hatte Glück, denn bereits in den Wochen vorher wurden alle Laternen, die in den Straßen hängen, erneuert und strahlten in rot. Nur hin und wieder konnte man noch alte Laternen sehen, die ausgeblichen in der Gegend rumhingen. Generell spielen gold und rot in der Zeit eine große Rolle. Man bekommt in jedem Geschäft Klebebilder, Girlanden, Bilder und Co. in rot, gold und bunt und mit dem kommenden Tierzeichen. Wir haben im letzten Jahr den Hahn begrüßt und so gab es überall kleine Comic-Hähnchen. An vielen Haustüren hingen Pappschilder mit dem entsprechenden Aufdruck.
Chinese New Year wird gefeiert wie bei uns Weihnachten und Silvester zusammen. Man verbringt sehr viel Zeit mit der Familie, fährt aufs Land und beschenkt sich. Neben Geldgeschenken sind aber auch nützliche Güter wie beispielsweise Reis und Eier sehr beliebt. Man bekommt die Eier in großen Mengen, teilweise 30 Stück in einer hübschen Verpackung und bringt diese genauso wie Öl und Co. dann mit zur Familie.
Das Neujahrsfest selbst kann man sich vorstellen wie Silvester bei uns. Ab vormittags wurden die Straßen leerer und am Tag drauf musste man kaum noch schauen, ob Autos fahren. Die Stadt war wie leer gefegt. Der Abend war jedoch umso lebendiger. Um 12 Uhr werden Raketen in die Luft gejagt und man stößt an. Am späten Nachmittag gibt es sogar schon die ersten Feuerwerke. Zu dieser Zeit gehen Familien mit ihren Kindern raus und feiern quasi vor. In der Nacht werden weltweit die meisten Raketen abgefeuert. Die Chinesen glauben, dass es böse Geister verscheucht und so hört man auch noch Tage später immer wieder einen Knall. Wir selbst haben uns das Feuerwerk nur aus dem obersten Stockwerk des Hochhauses angeschaut, in dem ich bei Freunden von uns untergebracht war. Irgendwie war es ganz besonders, zweimal hintereinander Silvester zu feiern. Wir haben an dem Abend auch schön gekocht und gemeinsam gegessen.
Ich hoffe, ich konnte euch ein paar Einblicke in das chinesische Neujahrsfest allgemein, aber auch in meine Eindrücke davon geben. Ich fand es beeindruckend zu sehen, wie in einer anderen Kultur das neue Jahr begrüßt wird und habe jetzt umso mehr Lust über meine weiteren Erfahrungen in Peking zu schreiben. Einen Post hebe mich mir jedoch bis zum Schluss auf: den über das chinesische Essen! Ihr könnt also gespannt sein. Habt’s fein!
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